Heute ist mehr als ein Gedenktag. Es ist mehr als ein Gedenktag, da die Nakba bis heute noch anhält.
Wir sind heute hier, nicht nur um die Katastrophe von 1948 in Palästina zu trauern, sondern auch um den Widerstand zu feiern. Die Nakba hält an, und so muss auch der Widerstand weitergehen.
Der Widerstand gegen die Vertreibung und Verdrängung aus Palästina, gegen die Kolonisierung und gegen den Zionismus, ist nicht nur der Widerstand eines Steines gegen einen Panzer, oder eines Konsumboykotts gegen Kriegsprofiteure, er ist auch ein Widerstand gegen das zionistische Narrativ, die Geschichtsschreibung der vermeintlichen Sieger, ein Narrativ, das in Klassenzimmern, in Büchern, und in Zeitungen überall hin getragen wird. Der palästinensische Widerstand und die Solidarität mit ihm heißt auch, dieses Narrativ zu brechen und mit ihm das Schweigen seit 1948.
Das Problem in Palästina liegt in der Vertreibung und ethnischen Säuberung von 1948 und kann ohne die Rückkehr nicht gelöst werden.
Geografische Teilung oder heuchlerische Abkommen können zu keiner gerechten Lösung führen.
Die Existenz Israels hindert seit 68 Jahren die Rückkehr der Geflüchteten, sie verdammt sie seit sieben Jahrzehnten im Exil in ärmsten Verhältnissen zu leben und solange der zionistische Staat als eine Ethnokratie noch über Palästina die Kontrolle hat, wird es keine gerechte Lösung für die Geflüchteten geben.
Die Forderungen nach Rückkehr und nach Abschaffung des zionistischen Regimes in Palästina sind vielen Menschen in Deutschland ein Dorn im Auge. Forderung nach Gerechtigkeit wird als eine Forderung nach Mord und Genozid wahrgenommen, da das Leben einer ethnischen Gruppe wichtiger zu sein scheint als das der anderen. Das zeigt uns genau, wie wichtig die Bekämpfung dieser rassistischen Narrative ist. Die Gründung des zionistischen Staates 1948 ist für viele deutsche Menschen eine Art Erlösung für die Verbrechen der Generation des Nationalsozialismus, nach dem Deutschland den Holocaust hinter sich lassen kann. Wenn wir klar und laut sagen, dass dieses Ereignis eine ungerechte Katastrophe war, sprechen wir Deutschland seine Absolution ab.
Trotzdem müssen die Menschen in Deutschland die Nakba anerkennen, und die Situation in Palästina nicht nur durch ihre eigene Befindlichkeit sehen, wobei sie sich selbst als Opfer stilisieren, und sich nicht als angehende Täter und Mitläufer sehen.
An diesem 68ten Gedenktag dieser Katastrophe appellieren wir deswegen auch an unsere nicht-palästinensische Genoss*innen: solidarisiert euch, bildet euch, informiert euch. Hinterfragt die Geschichtsschreibung hier in Deutschland. Die kritische Auseinandersetzung mit dem hegemonialen Narrativ ist notwendig für das politische Verständnis der palästinensischen Frage. Wir freuen uns, hier mit euch heute auf der Straße zu sein und den langen Weg der internationalen Solidarität mit euch zu marschieren.
Freiheit für Palästina! Hoch die internationale Solidarität!
Der Redebeitrag als Audio anhören: