Anlässlich des am 07. Oktober 2017 veranstalteten Konzerts mit dem Namen „Sistanilga in der Passionskirche – Iran&Israel- eine Musikaffäre“ haben wir uns zusammengeschlossen, um Veranstaltungen wie diese, die zur Normalisierung von politischer Unterdrückung, Folter und Besatzung beitragen, beim Namen zu nennen und zu kritisieren.
Normalisierung, besonders im Kontext „Israel“ ist eine politische Strategie, mit dem Ziel der Weißwaschung von Kriegsverbrechern, Menschenrechtsverletzungen, Apartheid und ethnische Säuberung von Palästinenser*innen. Sie dient dazu das Geschehene durch Maßnahmen, wie kulturelle Events, Konzerte, Ausstellungen etc. zu entpolitisieren, den Fokus zu verschieben und zu trüben. Oft werden diese Events als unpolitisch, zivil und privat dargestellt, obwohl sie sowohl organisatorisch, als auch inhaltlich von politischen Akteur*innen unterstützt werden.
Die Gruppe Sistanilga ist bekannt für die Teilnahme an Konzerten, die von der israelischen Botschaft unterstützt werden* (1)(2) und agiert daher nicht unpolitisch, sondern im Sinne des Israelischen Staates.
Die Gruppe sieht sich, laut Aufruf als Mittler für einen „ (…) offenen und sensiblen Umgang mit dem Konflikt“ – um so interessanter die enge Verbindung zur Israelischen Botschaft.
Die iranischen und israelischen Künstler*innen wollen laut Konzertankündigung „ (…) musikalisch eine Brücke zwischen den Kulturen bauen, verbinden und einen Raum für Kommunikation schaffen. Es wird nicht über Politik gesungen, das gemeinsame Auftreten ist schon Aussage genug.“
Das finden wir auch. Das Auftreten ist eine bewusste politische Entscheidung und trägt dazu bei, die Rolle Israels als Besatzer unter den Tisch zu kehren und auf „Kultur“ herunterzubrechen.
Das Wort Affäre impliziert eine intime Beziehung zwischen Exiliraner*innen und Israel*innen. Diese Entwicklung ist keine neue: Der Iran hatte bereits vor der Revolution eine enge Zusammenarbeit mit „Israel“. Die Beziehung brach nach 1979 auseinander. Die Palästinafrage wurde vom iranischen Regime instrumentalisiert. Im Namen Palästinas wurde die iranische Bevölkerung unterdrückt und vorgeführt.
Viele iranische Oppositionelle solidarisiere sich mit „Israel“, um den Iran zu schwächen und für sich die bestmöglichen Privilegien in pro-israelischen Gesellschaften zu erreichen. Ein Beispiel ist die „Israel <3 Iran2“ – Kampagne, die 2012 ins Leben gerufen wurde (3).
Die Zusammensetzung der Gruppe Sistanilga ist ein Politikum und kein Zufall. Sie reduziert die Besatzung des historischen Palästinas auf einen Konflikt mit gleichwertigen Gegner*innen, wobei Palästina mit keinem Wort erwähnt wurde. Zu Wort kommen nur pro-israelische Stimmen.
Normalisierung bedeutet hier schweigen zu ethnischer Säuberung und Rassismus in all seinen Formen.
Wir schweigen nicht dazu, wir rufen auf zur Solidarität mit dem antikolonialen Kampf der Palästinenser*innen. Auf ein Leben in Würde, Freiheit und Gerechtigkeit. Außerdem stehen wir stehen in Solidarität mit Iraner*innen, die vom iranischen Staat unterdrückt und ermordet werden.
Wir lassen uns nicht spalten und wir lassen es nicht zu, dass Unterdrückung durch “kulturelle” Veranstaltungen normalisiert wird.
07-10-2017
- http://www.juedische-kulturtage-thueringen.de/images/2015/Programmheft.2015.klein.pdf , Teilnahme von Sistanilga unter Schirmherrschaft des Israelischen Botschafters
- https://m.facebook.com/Sistanagila/posts/10203222812238286 Konzert mit Unterstützung der israelischen Botschaft
- Siehe Kampagne Israel loves Iran: https://en.wikipedia.org/wiki/Israel_Loves_Iran und die Antwortkampagne initiiert von Majid Nowrouzi https://www.facebook.com/IranlovesIsrael.OfficialPage?fref=ts